Tischgespräch "Die Finanzkrise" mit Madame Denise Flouzat-Osmont d'Amilly

Am 28. Januar 2011 veranstaltete die FDP Paris im Rahmen ihrer abendlichen Tischgespräche im Cercle de l’Union Interalliée mit Madame Flouzat-Osmont d’Amilly einen Vortrag zur „Finanzmarktkrise“. 

Madame Flouzat, die hohe Funktionen bei der Banque de France ausgeübt hat und noch heute Verwaltungsratsmitglied der Fondation de la Banque de France sowie Professor für Volks- und Betriebswirtschaft an der Université Paris I (Sorbonne) ist, erinnerte zunächst an die drei Phasen, die die Krise ab August 2007 bis zum Beginn des Jahres 2010 durchlief. Sie entsprach durchaus der großen Wirtschaftskrise von 1929/30, die sie in ihren Ausmaßen wegen der globalen Auswirkungen allerdings sogar übertraf.

Die Krise nahm ihren Ausgang von einer Überschuldung amerikanischer privater Haushalte und endete schließlich in einer enormen Verschuldung der öffentlichen Haushalte.

Unter Missachtung der klassischen Regeln der Kreditwirtschaft hatte die Globalisierung die Finanzakteure zu einer Haltung des leichten Erfolges, insbesondere mittels der Erfindung der „Verbriefung“ verführt, durch die die bestehenden Risiken durch immer weitergehende Verteilung und Aufteilung für den Laien, aber offenbar auch für viele Fachleute letztlich unsichtbar wurden. 

Die Europäische Zentralbank war ebenso wie die amerikanische Zentralbank schließlich zu unerhörten Anstrengungen (Senkung des Zinssatzes gegen Null) gezwungen, um den Zusammenbruch des gesamten Geldsystems zu verhindern, wobei die Europäer letztlich stets eine Spur vorsichtiger als die Amerikaner handelten. Das zur Zeit bestehende Problem ist der notwendige, aber umsichtig zu gestaltende Ausstieg aus den Rettungsmaßnahmen.

Im Hinblick auf die kürzlich durch das Griechenland-Problem und solche anderer vor allem südlicher Länder des Euroraums ausgelöste Krise des Euro zeigte Madame Flouzat die beiden möglichen Reaktionsweisen auf, nämlich entweder eine rein liberale Wettbewerbshaltung und/oder einer gewissen Solidarität mit den schwächeren Euroländern einzunehmen. Wenngleich die Heilung der Probleme nur in den betroffenen Ländern selbst vorgenommen werden könne, liege das bloße Abwarten durch die stärkeren Euroländer letztlich auch nicht in deren, vor allem durch ihre Exportchancen bestimmten wirtschaftlichen Interesse. Wie so oft in Europa werde im Laufe der Zeit wohl ein Kompromiss beider Haltungen das Ergebnis sein.

Eine Besonderheit dieses sehr faszinierenden Abends war schließlich die Teilnahme einer größeren Zahl von Mitgliedern der relativ neuen französischen politischen Formation „Alternative Libérale“, die der FDP nahe steht, was den grenzüberschreitenden Charakter des Themas besonders unterstrich.

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